2000 strahlte der öffentlich-rechtliche Fernsehsender TVP Polonia ein Künstler-Porträt über Bednorz aus. Im Jahr 2006 erwarb die deutsche Bundesregierung über Vermittlung des Auswärtigen Amtes die Arbeit „Berlin“, die der Künstler dem Thema „Wiedervereinigung“ gewidmet hatte. Seit kurzem ist er auch in der Sammlung des Museums Abtei Liesborn im Kreis Warendorf (Nordrhein-Westfalen) vertreten; ebenso erwarb das weltberühmte 7-Sterne-Hotel in Dubai, das Burj Al Arab Jumeirah, eine großformatige Arbeit von ihm.
Bereits 2005 entdeckt Peter Bednorz, der in seiner Person den Maler und den Grafiker ebenso selbstsicher wie den Zeichner und den Objektkünstler vereinigt, das für ihn bis dahin unbekannte Medium der Monotypie. Es soll von nun an seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchen. Die Auseinandersetzung mit einem in der Kunstgeschichte etablierten, jedoch in Vergessenheit geratenen künstlerischen Verfahren gelang im letzten Jahrhundert dem Universalgenie Pablo Picasso auf dem Gebiet der Lithografie. Für Paul Thierry ist es das Medium der Monotypie, das ihn immer wieder inspiriert und stimuliert. Einen konkreten Auslöser für die Hinwendung gab es derweil nicht, vielmehr ist sie das Ergebnis spontaner, zufälliger Experimente im Atelier und damit einmal mehr Beleg seiner Offenheit und seines Willens zur gestalterischen Freiheit. Bekanntlich haben wir es bei Thierry mit einem überaus produktiven und disziplinierten Kunst-Innovator zu tun, der den „horror vacui“ (lat.: leerer Raum) nicht scheut. Kein Tag im Leben von Paul Thierry vergeht ohne die leidenschaftlich betriebene Auseinandersetzung mit allen erdenklichen Formen der Kunstgestaltung oder, wie wir es bei Plinius d.Ä. in einer Anekdote über den Maler Apelles lesen können: „Nulla dies sine linea“ – Kein Tag sei ohne Linie! Sinngemäß: Kein Tag vergeht ohne nützliche Tätigkeit – bei Paul Thierry müsste man noch hinzufügen: Kein Tag ohne Experimente!
Mit der Monotypie betritt er ein unbekanntes Feld, eine terra incognita, der er angesichts seiner intensiven Auseinandersetzung künstlerisch Referenz erweist. Einhergehend mit der „Entdeckung“ fällt die Entscheidung zur Namensänderung, deren Gründe sowohl biografischer als auch künstlerischer Natur sind. Paul ist sein zweiter Vorname, während Thierry dem lateinischen Wort „terra“ (Erde) durchaus verwandt erscheint. Bereits als Kind liebte er es, Labyrinthe in tiefer Erde zu bauen und dort Sandskulpturen zu gestalten; da war er erst 10 Jahre alt und es zeugt von seiner ausgeprägten Neugier und Sehnsucht, die Dingen zu erkennen, zu begreifen und ihnen sprichwörtlich „auf den Grund zu gehen“ – eine Eigenschaft, die ihn als Schöpfer auszeichnet und seine künstlerischen Aktivitäten bis heute prägt. Von nun ist es das Medium der Monotypie, das er in seinen technischen, formalen und künstlerischen Raffinessen beleuchtet und durchforscht.
Das Verfahren stammt ursprünglich aus Italien und wurde von Giovanni Benedetto Castiglione (1616-1670) entwickelt. Mit der Monotypie („ein Bild“) wird jeweils nur ein einziger Abdruck erzeugt; statt auf Papier oder Leinwand, den üblichen Bildträgern, wird eine Glas- oder Acrylplatte verwendet. Solange die Farbe noch feucht ist, druckt der Künstler mit einer Presse oder durch Handabreibung das Motiv seitenverkehrt auf das Papier. Die Monotypie ist somit eindeutig als Original zu identifizieren, lässt sie doch nur diesen einen Abzug zu (wenige weitere fallen dagegen aufgrund des Farbverlustes heller aus). Beim herkömmlichen Druckverfahren (etwa der Radierung oder der Lithografie) ist die Herstellung einer Auflage, d.h. einer bestimmten Anzahl nahezu identischer Abbildungen möglich. Wenn sich Thierry nun einer alten Technik zuwendet, dann darf darin kein Indiz mangelnder kreativer Souveränität erkannt werden, sondern vielmehr sein Gegenteil: Es wird auf seine Gültigkeit und seine Aktualität hin überprüft, konfrontiert sich der moderne Künstler mit einem Medium, das vormals im 18. und 19. Jahrhundert seine Anwendung fand.